Polizei steht für Sicherheit UND Entprivatisierung. Die Entprivatisierung ist schließlich Vorbedingung für Erhöhung von Sicherheit (für Voraussage beliebiger Ereignisse). Je mehr ins eigene Belieben der Mitglieder einer vom Grundansatz offenen Gesellschaft gestellt wird, desto unsicherer ist das Ergebnis einer Detailprognose auf jeder Ebene. Das reicht von der Sicherheit einer Prognose über den sicheren Ablauf aller Flüge von einem Flughafen in einem gegebenen Jahr in der Zukunft bis zur Sicherheit einer Prognose, mit welcher Zehe eine bestimmte Person an einem definierten Tag in der Zukunft beim Aufstehen zuerst den Boden berühren wird.
Das bislang als Minimum an Sicherheit angesetzte Level erscheint einigen (vielen?) durch das privatistische Vorgehen aktiver Gruppen unzufriedener andersdenkender (Terroristen) in letzter Zeit zu niedrig. Unsere Staatsorgane reagieren darauf und vermindern die Chance privater Initiativen, vom gegebenen Minimalkonsens der zahlenden Mehrheit - abgestuft nach Wert der Zahlanteile - abzuweichen.
Das bedeutet: mehr prophylaktische Überwachung, mehr, schnellere und effizientere Möglichkeiten der Ordnungsbehörden, vom Konsens abweichendes Verhalten - auch schon im Vorfeld - zu verhindern.
Die Herrscher von Singapur benötigten schließlich auch viel Kontrollaufwand und harte Strafen, um den Einwohnern ihrer Stadt innerhalb von weniger als zwei Generationen z.B. das - sonst in ganz China übliche - ungehemmte Spucken auf öffentlichen Flächen abzugewöhnen.
Ein Nebeneffekt dort ist nun, dass auch kein Unrat wie Kaugummi und Zigarettenkippen mehr das Stadtbild prägt.
Es kommt halt immer darauf an, was der Souverän vordringlich will.
Ein Beispiel aus dem in der Frage angesprochenen Straßenverkehr: Straßen, die in Innenstädte führen, haben den Primärzweck, ungehinderten Waren-, Personal und Kundenzu- und Abfluss zu gewährleisten. Sobald es an ausreichend vielen Punkten einer Innenstadt Haltepunkte eines öffentlichen Nahverkehrs zu Preisen unterhalb des Kostenniveaus privater Kraftfahrzeuge gibt und dennoch dem Privatverkehr weiterhin erlaubt wird, diese Straßen während der Geschäftszeiten zu nutzen, sinkt der Grad der Erfüllung des Primärzwecks im Vergleich zum jeweiligen Optimum.
Aufgabe einer nach allen Seiten verantwortlichen Verwaltung ist es dann, entweder die Innenstädte für Privatverkehr zu sperren oder - nach einer Deckungsbeitragsrechnung - eine Umlage des Funktionsverlusts dieser Straßen von denen in Form von Verwarngeldern einzuziehen, die nur Sekundärzwecke nutzen oder dem Primärzweck unnötig schaden.
Schwierig wird es für viele, wenn Behörden Mischkalkulation betreiben, wie es in der privaten Wirtschaft durchaus üblich und akzeptiert ist. Da beschwert sich der Autobahnmautzahler, der gebührenpflichtig verwarnte oder der beim Pinkeln in der Öffentlichkeit erwischte, dass sein Obolus in einen öffentlichen Defizitbereich verschoben wird, von dem er selbst nicht profitiert. Teilweise wird sogar die Umlage als solche missbilligt.
Ich persönlich hätte gerne jede Sicherheit, alle Verrichtungen in der Öffentlichkeit genau so durchführen zu können, wie ich sie geplant habe. Das schließt eine kalkulierbare Wegezeit, die Abwesenheit unerwarteter Ereignisse auf dem Wege und die Existenz des Ziels bei Eintreffen ein. Den größten Teil meiner Ansprüche auf Privatheit bin ich jenseits meiner Haustür bereit dafür zu opfern. Aber das muss jeder für sich selbst beurteilen. Die einzige Anforderung an die Haltung jedes Einzelnen ist, dass sie ein Funktionieren der Gemeinschaft nur soweit belastet, wie er selbst dafür im Ausgleich in der einen oder anderen Form bezahlt.